Kirchengeschichte Weichering
1. Christianisierung, Pfarrgründung, Patronat, kirchliche Geschichte von Weichering im Mittelalter
In unserer Gegend haben seit 400 n. Chr. an deutschen Volksstämmen zuerst die Alemannen gesiedelt. Dieses gesamte frühe alemannische Siedlungsgebiet im östlichen Lechrain wurde daher auch von dem bis in 5. Jhd. zurückreichenden alemannisch-schwäbischen Bistum Augsburg sprengelmäßig in Anspruch genommen. Bei dieser Zuteilung verblieb es auch, als das Gebiet politisch und bei uns auch sprachlich und völkisch ein Teil Bayerns geworden war, und so ist es heute noch. Lediglich zwischen 740 und 800 n.Chr. unterstand das Gebiet einem von Herzog Oatilo aus politischen Erwägungen begründeten eigenen baierischen Bistum Neuburg a.d. Donau mit dem späteren Sitz im Inselkloster St. Michael Staffelsee.
Die Christianisierung von Weichering ist ausgegangen vom Herzogshof Neuburg, wo die frühzeitig katholisch gewordenen baierischen Herzoge als Ur- und Mutterkirche ihres Amtes Neuburg St. Peter auf dem Berg am Ende des 7. Jhd. begründet hatten. Zwischen 740 und 800 n. Chr. erstand im Amte Neuburg ein ganzer Kranz von herzoglichen oder königlichen Eigenkirchen, die alle im Pappenheimer Urbar S. 104 aufgezählt sind: Manching, Leidling, Ortlfing, Rohrenfels, Nähermittenhausen, Lenglohe, Hohenried, Riedensheim, Stepperg, der Perg sant Görigen (=Ried), dazu St. Peter Neuburg selbst.
Die Kirche in Weichering befindet sich nicht darunter. Sie wurde wohl zwischen 740 und 800 n. Chr. errichtet als Eigenkirche der alten Urmeier. Sie stellten Boden und Ausstattung für Kirche und Pfarrhof zur Verfügung und wiesen dem Pfarrer einen Pfründebezug an. Dafür bezogen sie den Zehenten ganz oder teilweise und galten zuerst auch als Eigentümer von Kirche und Pfarrhof. Zwischen 10. und 12. Jhd. wurden durch kirchlichen Einfluß die Rechte des Kirchengründers eingeschränkt auf den "Kirchensatz" (=Patronatsrecht), gewisse Ehrenrechte in Kirche und Friedhof, denen anderseits beim Kirchenneubau gewisse Baulastpflichten entsprachen. Zehentbezug blieb in Laienhänden, soweit er schon seither war. Der Kirchensatz konnte beliebig verkauft werden. Recht bezeichnend ist der Weicheringer Kirchenpatron St. Vitus (Veit): Vitus ist in unserer Gegend, auch im Eichstättischen, der typische Patron für grundherrliche Kirchengründungen, die vom niederen Ortsadel ausgegangen sind. Den Gegensatz hierzu bilden bei uns die herzoglichen Marien-, Georgs-, Michaels-, und Peterskirchen, die königlichen Martinskirchen und die Kloster-Tegernsee´schen Quirinskirchen (Hollenbach, Staudheim). Zwischen 1214 und 1300 erwarben die Wittelsbacher den Kirchensatz zu Weichering. Die Weicheringer Zehentflur und damit der alte Pfarrsprengel erstreckte sich über den Ort selbst, dann Hagau, Lichtenau, Haghof, Rohrenfeld, Bruck.
Die erste gesicherte Nachricht über die Kirche in Weichering stammt auffallend spät aus dem Jahre 1316. Laut Urkunde hat in diesem Jahr der Chorherr Chunrat seinen Hof zu Hagau den Chorherren zu Freising vermacht und bestimmt, daß ein Teil der Gilten zu einem ewigen Licht am St. Witelsaltar und für einen Priester, "der da Meß sprech" verwendet werden sollte. Dieser St. Witelsaltar ist aber nichts anderes als seine Heimatkirche Weichering.
Weichering hatte damals aber nicht nur eine Kirche, sondern auch einen Pfarrer, war also Pfarrei. Dies ergibt sich aus der Verkaufsurkunde des Schlosses von 1338, wo als Zeuge ein Herr Ulreich, Pfarrer von Weyhringen, angeführt ist. Und wenig später, nämlich 1351, erfahren wir aus einer anderen Verkaufsurkunde den Namen eines zweiten Pfarrers, Charger oder Cherger. Da in den angeführten auch ein Heinrich Cherger als Verkäufer von 5 Äckern und einer Wiesmad genannt wird, so ist zu vermuten, daß es sich ebenfalls um den Weicheringer Pfarrer handelt.
In einer Urkunde von 1360 wird ein Dekanat Weyering erwähnt. Dies ist jedoch offensichtlich ein Irrtum, da Weichering damals zum Kapitel Hohenwart gehört hat. Es ist vielmehr wohl für anzunehmen, daß der Weicheringer Pfarrer Dekan dieses Kapitels war.
In einer weiteren Urkunde desselben Jahres verspricht Markgraf Ludwig von Brandenburg, der Bruder des bayerischen Herzogs, "von seinen Seelenheils willen", da, wenn die Kirchen in Zuchering, Weichering, Bidingen und Rohrenfels ledig würden, so wolle er dieselben dem Kaplan, der die Frühmeß zu Neuburg hält, verordnen und geben, damit er desto besseres Aufkommen habe. Diese Stiftung scheint aber nicht durchgeführt worden zu sein. Denn 1383 zogen die Herzöge Stephan, Friedrich und Johann die Kommende des Deutschen Ordens zu Blumenthal (Aichach) ein und entschädigten diesen Orden mit dem Kirchensatz samt allen Gerechtsamen von Weichering und Rohrenfels. Während Rohrenfels auch später der Kommende Blumenthal gehörte, überließ bereits 1430 Herzog Ludwig im Barte den Kirchensatz zu Weichering der oberen Stadtpfarrkirche zu Ingolstadt zur Dotierung einer Kaplanei. Damit waren zwei Messen verbunden, die eine zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit, die andere zu Ehren der Hl. Barbara. Zum Vollzug kam diese Stiftung aber erst unter Herzog Heinrich dem Reichen von Landshut.
1420 wird in zwei weiteren Urkunden, vom 10. und 16. März, der Name eines weiteren Weicheringer Pfarrers genannt: Gabriel Glessein. Dieser erscheint dann 1438 als Pfarrer zu Unserer Lieben Frau in Ingolstadt. Von ihm bekam 1467 Conrad Crammer den Haghof "zu einer rechten Erbgerechtigkeit".
Seit 1482 war dann Georg Keck Pfarrer in Weichering, der vorher Kaplan zu Unserer Lieben Frau in Ingolstadt war.
Ein sehr bedeutungsvolles Jahr für die Pfarrei Weichering wurde das Jahr 1494. Denn damals stiftete Herzog Georg der Reiche von Landshut das Collegium Georgianum in Ingolstadt und verlieh ihm 1496 das Patronatrecht, d.h. das Recht, die Geistlichen vorzuschlagen und den halben Zehnt in Weichering und belehnte ihn mit zwei Höfen. Dieses Georgianum, das dem Priesternachwuchs dienen sollte, war aufs engste mit der 1472 gegründeten Universität Ingolstadt verbunden und kam 1826 nach München, wo es als Priesterseminar heute noch besteht. Der halbe Weicheringer Zehnt blieb ihm bis zu dessen Ablösung, der Präsentationsrecht der Weicheringer Pfarrer hat es bis zum heutigen Tag. Diese enge Verbindung Weicherings mit der Universität Ingolstadt ist auch der Grund, warum unter den Weicheringer Pfarrern eine recht große Zahl gelehrter Herren war.
2. Die Reformation
Wenn wir die Zeit der Reformation und der nachfolgenden Gegenreformation verstehen wollen, müssen wir uns immer wieder vor Augen halten, daß damals die Fürsten das Recht für sich beanspruchten, über die Religionszugehörigkeit ihrer Untertanen zu entscheiden: "Weß das Land, deß die Religion". Dieser Grundsatz spielte nun in der Reformation und der Gegenreformation eine für das Gewissen des einzelnen oft verhängnisvolle Rolle. Für die Bauern, die ihren Hof als einzige Existenzgrundlage hatten, gab es praktisch keine andere Wahl als zu folgen.
Am 22. Juli 1542 erließ Herzog Ottheinrich von Neuburg nach längerem Zögern und Prüfen ein Edikt, in welchem für das Herzogtum Neuburg die Einführung der lutherischen Lehre befohlen wurde. Während die Landstände (Adel, Hofmarksherren, Märkte und Städte) im allgemeinen der neuen Lehre von sich aus zugetan waren, folgte die Masse der Bauern nach längerem oder kürzerem Zögern dem unverrückbaren obrigkeitlichen Gebot. Die katholischen Geistlichen mußten ihre Pfarreien verlassen und wurden durch lutherische Prädikanten ersetzt, die der Herzog von überall her kommen ließ. Die Pfarrpfründen wurden eingezogen und vom Fürsten einheitlich verwaltet. Daraus wurde den neuen protestantischen Geistlichen eine jetzt überall ziemlich gleichmäßige, aber, wie Klagen beweisen, recht kärgliche Besoldung gewährt.
Im folgenden Jahre 1543 erschien dann die erste Kirchenordnung. Alle Bilder wurden aus der Kirche entfernt. Aber viele Zeremonien der katholischen Kirche wurden zunächst noch beibehalten. Auch die Ohrenbeichte mit nachfolgender Absolution blieb noch bestehen. Von den Amtsleuten wurde hartes Durchgreifen gefordert. Mönche und Nonnen mußten ihre Klöster verlassen und der Klosterbesitz wurde herzoglichen Pröbsten unterstellt. Erst später und allmählich wurden immer mehr Zeremonien beseitigt und die gottesdienstlichen Handlungen mehr und mehr vereinfacht.
Doch dauerte diese erste Periode der Reformation im Herzogtum Neuburg nur vier Jahre (1542-1546). Mit Beginn des Schmalkaldischen Krieges 1546 hatte Ottheinrich sein Herzogtum verlassen, war nach Heidelberg geflüchtet und war als Anhänger des Schmalkaldischen Bundes in die Reichsacht erklärt worden. Nach der Besetzung des Herzogtums durch Kaiser Karl V. wurde die katholische Lehre sogleich wieder hergestellt, die lutherischen Prädikanten beseitigt und durch katholische Geistliche ersetzt. Aber es scheint damit nicht so schnell gegangen zu sein; denn noch 1549 wird Klage geführt, daß "die ungehorsamen Priester" durch "ihre verführerischen Lehren" weiterwirkten. 1549 war Jörg Werle als katholischer Pfarrer in Weichering tätig.
Diese Rekatholisierung dauerte indessen nur bis 1552, bis zum Passauer Frieden, in welchem Ottheinrich sein Herzogtum zurückerhielt und den Protestanten freie Religionsausübung zugestanden wurde. Nun begann die Reformation bei uns von neuem und in verstärktem Maße. Ja, selbst vor Gewaltakten schreckte man oftmals nicht zurück. Die katholischen Geistlichen mußten abermals ihre Pfarreien verlassen, durften aber wenigstens ihre bewegliche Habe mitnehmen. Von seiten des Herzogs wurden strenge Kontrollen über die erzielten Fortschritte angeordnet. Zu diesem Zwecke wurden jährliche Visitationen über das Verhalten der Prädikanten und der Bevölkerung durchgeführt. Die Überwachung der religiösen Betätigung richtete sich nicht nur gegen die Katholiken, sondern in fast noch stärkerem Maße gegen die zahlreich auftauchenden Sektierer jener Zeit, vornehmlich gegen die Wiedertäufer, die auch bei uns Anhänger zu gewinnen trachteten, wie aus den Weicheringer Visitationsprotokollen hervorgeht.
Aus dieser Zeit befinden sich im Pfarrarchiv Weichering noch einige zusammenfassende Abschriften solcher Protokolle aus den Jahren 1558, 1569, 1583, 1586 und 1587.
In dem Protokoll von 1558 beschwert sich Martin Praetorius, Pfarrherr von Weichering und Lichtenau, daß seine Bauern alle Sonntage vom Vogt und Kastner nach Neuburg beordert würden und deshalb die Predigt nicht besuchen könnten. So seien in 14 Tagen kaum 9 erschienen, obwohl Weichering 80, Lichtenau 46 und Bruck 17 Häuser hätten. Er beklagt sich auch, "sey Leichtfertigkeit genug vorhanden, sonderlich so er den Katechismus halte; so sauf man und freß also, daß wenig Leut kommen, und gestattet ihnen die Obrigkeit und sagen, es trag ein" (=bringt dem Herzogtum Steuern ein). Er begehrt auch "die Kunkelhäuser, Heimgarten und Tänz abzuschaffen, als ein Ursach alles Übels." Sektierer seinen keine in seiner Pfarrei; "denn seyne Leut sehen so tief nicht in die Schrift". Jedoch seien die Lichtenauer bessere Christen als die Weicheringer. Zu Weichering gingen wenig Leute zu den Sakramenten, sie schämten sich, so man sie frage, was Sakrament sei. Dann folgen ein paar Angaben über bestehenden Aberglauben. Es heißt: "Hans Diepold segnet das Wasser zu allen Stunden, Marcus Waidlich segnet die Zehen und deren Wehtun, der Bauer von Schornreit gibt Segen, daß ihm kein Maus ein Garb frißt." Schließlich bestätigen die Dorfführer noch, daß über den Pfarrer keine Klage zu führen sei; er habe "ein feines, züchtiges Weib" und strafe er die Laster tapfer und hart genug.
Das Visitationsprotokoll vom 3. Juni 1583 bescheinigt den Weicheringern und Lichtenauern: "Gemeind und Jugend in diesen Orten kommen fleißig zu Kirchen, zu den Katechismo; bestehen Knecht, Mägd, Kinder, Knäblein und Mägdlein alle wohl in dem Katechismo daß sie der mehr Theil die Auslegung kennen, samt den 20 Fragestücklein des Lutheri". Vergleichen wir damit die Klagen von 1558, so sehen wir, daß sich in den seither verflossenen 25 Jahren die neue Lehre in der jungen Generation gefestigt hat, und die Erinnerung an die alte Lehre bereits stark geschwunden sein muß. Auch in diesem Protokoll, das sonst nichts Bemerkenswertes enthält, ist eine Beurteilung des Pfarrers durch die "Censores und Dorfführer". Es wird ihm im allgemeinen ein gutes Zeugnis ausgestellt, und am Schluß heißt es, daß er "sich des Trunks je länger je mehr mäßige".
An Kirchengerät besteht eine recht große Armut. Denn es werden als "Fahrnis bei diesem Pfarrer" nebst einigen Büchern aufgeführt "ein Taufbecken, ein Kelch samt Zubehör, ein Chorrock, ein abgenützt Altartuch, so über die Kanzel gezogen."
Dieses Protokoll gibt auch einen interessanten Einblick in die Sektiererei jener religiös so unruhigen Zeit. Es wird ausführlich von einem Leonhard Peurle (in anderen Urkunden auch Bayrle genannt), einem Wiedertäufer, Sohn des Bernhard Peurle von Haag, berichtet: "Kommt jährlich zweymal, schaut wie er die Leut aufbringt, daß sie mit ihm ziehen, ist heuer zu Pfingsten gen Weichering und Lichtenau kommen, danach zu Zell und Brugg terminiert und die Leut begehrt zu verführen, hat im vergangenen May zwey Kinder, einen Knaben und ein Maidla, ein jegliches bei 15 Jahren, mit sich hinweg geführt, sind von Rohrenfeld gewesen. Sei Vater der Peurla von Haag gibt ihm stettigs Unterschleif, mißbraucht des schriftlichen Abschieds, der ihm von dem Hegemeister und dem Herrn Thaler als dazumal Amtsverwalter geben; mit dem Schein, daß er einen guten Abschied habe, kommt er immer in das Land. Thut derohalben hoch von Nothen, auf ihn gut acht zu geben, sonst wird er viel Schadens noch thun. Denn er Brief von den Wiedertäufern mitbringt."
Auch über andere Personen wird noch Klage geführt, so über Hans Siber von Lichtenau, der selten in die Kirche kommt, lang nicht zum "Nachtmahl" gegangen, von "ministerio" (Regierung) spöttlich redet und auf Vorladung nicht erscheint. Auch Anna Friedlein "ist eben des Schlags". Und Hans Riedmiller ist in 3 Jahren "bey dem Nachtmahl nicht gewesen".
Das Protokoll von 1586 berichtet wieder von dem Leonhard Peurle. Er sei mit dem Schmied von Ambach zu Ingolstadt "gefangen eingesetzt" worden. Im Protokoll von 1587 heißt es dann, daß er in München gefangen gelegen und davon gekommen sei. Er habe sich aber wieder zu den Wiedertäufern gefunden, die jedoch ihn nicht mehr annehmen wollten, so daß er jetzt in der Fremde herumziehe. Offenbar hatte er in München der Sekte der Wiedertäufer abgeschworen, um frei zu kommen, weshalb in diese nun nicht mehr aufnehmen wollten.
In dem Visitationsprotokoll von 1586 wird außerdem lediglich noch Klage geführt über Johannes Winkelmüller von Lichtenau, der seit 11 Jahren nicht mehr zum Nachtmahl gegangen sei und über alle Religionen spöttlich rede. Im folgenden Jahr wird von ihm berichtet, daß keine Besserung zu erwarten sei und er nach Österreich ziehe. Es scheint sich hier um einen Mann zu handeln, der innerlich noch an der katholischen Religion festhielt und daher auch nach dem katholischen Österreich auswanderte.
Im Protokoll von 1587 wird noch eine "Spende" überliefert, über die "kein Brief vorhanden" und von der niemand wisse, von wem sie stamme. Zu dieser Spende oder Stiftung seien 3 Äcker gestiftet worden, die Hans Riedl der Ältere zur Zeit inne habe. Aus dieser Stiftung sollten jeden Karsamstag "einem jeglichen Kind, das da kommt, von einem Heller Werths Brod" gegeben werden. Diese Stiftung, von der sonst nirgends etwas überliefert ist, war nur für Weicheringer Kinder, nicht auch für die Lichtenauer bestimmt, woraus gefolgert werden kann, daß sie von einem Weicheringer stammte. Sie existiert nicht mehr, und es ist anzunehmen, daß sie im 30-jährigen Krieg einging.
Nach einer Zusammenstellung der Superintendent des Landgerichts Neuburg waren seit 1553 folgende lutherische Geistliche in Weichering:
- 1553 - 1560 Martin Praetorius
- 1560 - 1569 August Thurnblaser
- 1569 - 1595 Christophurus Wetter von Wiesensteig
Er hatte in Hornbach und Tübingen studiert, war vorher Diakon in Reichertshofen und 3 Jahre als Helfer in Neuburg gewesen. Er starb am 22. August 1595 in Weihering. - 1595 - 1616 Clemenz Drechsel von Lauingen
Er hatte in Neuburg, Hornbach und Tübingen studiert, war vorher in Neuburg und Reichertshofen gewesen und kam mit 29 Jahren hierher. Er war der letzte protestantische Pfarrer in Weichering.
Aber auch in den Jahren von 1542 bis 1546 scheint ein Prädikant hier gewesen zu sein. Denn am Kopf des Visitationsprotokolls von 1558 steht vermerkt, daß wahrscheinlich Grolostantin der erste Pfarrer gewesen sei.
Mit dem Jahr 1616 endete die protestantische Zeit. Es sei hier noch eine kurze Bemerkung aus den "Historischen Notizen", allerdings der Handschrift nach aus späterer Zeit, angeführt, die besagt, daß die Weicheringer nicht lutherisch werden wollten, wie sie aber einmal gewesen seien, wollten sie nicht mehr katholisch werden.
3. Die Gegenreformation
Diese erfolgte unter dem Pfalz-Neuburgerischen Herzog Wolfgang Wilhelm (1614-1653). Er war von seinem Vater Philipp Ludwig in streng lutherischem Sinn erzogen worden. Aus politischen Gründen sollte er die Tochter des ebenfalls lutherischen Kurfürsten von Brandenburg heiraten. Als der Prinz jedoch gelegentlich einer heftigen Debatte von seinem jähzornigen zukünftigen Schwiegervater eine Ohrfeige bekam, zerschlugen sich die Heiratsabsichten und Wolfgang Wilhelm suchte sich nun eine künftige Gattin am Hofe seiner Verwandten, der kath. Herzöge von München. Auf diese Weise kam er mit der katholischen Lehre in engere Berührung und trat 1613 nach mehrjährigen inneren Kämpfen, aber schließlich voll überzeugt, zunächst allerdings mit Rücksicht auf seinen strengen Vater heimlich, zur katholischen Kirche über. Nach dem plötzlichen Tode seines Vaters 1614 wurde er selbst Herzog und ordnete die Wiedereinführung der katholischen Lehre in seinem Herzogtum an. Dabei verfuhr er in einer für jene Zeit recht humanen Weise. Er suchte die Untertanen weniger durch Anordnungen und Edikte als vielmehr durch das Wort der Überzeugung in Volksmissionen zu gewinnen. Von einer ganzen Reihe von Orten sind uns solche Volksmissionen überliefert.Von Weichering ist diesbezüglich nichts bekannt. Nur eine Notiz in den "Historischen Notizen" besagt, daß eine alte Frau in der heutigen Hausnummer 29 die erste gewesen sei, die wieder katholisch wurde.
Wie seinerzeit bei Einführung der Reformation der Glaubenseifer für die neue Lehre auf dem Lande zunächst recht lau gewesen war, so scheint es jetzt auch bei der Wiedereinführung der katholischen Lehre gewesen zu sein. Über zwei Generationen hatte man ja in Weichering nach dem evangelischen Glauben gelebt. Außerdem darf nicht vergessen werden, daß ja die Gegenreformation im Herzogtum Neuburg bereits in die Zeit des 30-jährigen Krieges fiel, der alle Bande lockerte und gewiß nicht zu einem lebendigen Glaubenseifer beitrug. So sah sich 1638 der Herzog genötigt, einen sehr geschärften Befehl zu erlassen, demzufolge "jeder mann, wes Standes er auch immer sein möchte, bei Vermeidung empfindlicher Strafe bei den Predigten, vorzüglich aber die Jugend bei der Christenlehre fleißig erscheinen" mußte. Heute haben wir von der Vergangenheit gelernt, Reformation und Gegenreformation als von der Vorsehung gewollte, in sich begründete geschichtliche Vorgänge ohne Verbitterung zu betrachten und für die Gegenwart die andere religiöse Überzeugung des Mitmenschen zu achten.
Wie bereits früher erwähnt, waren in der protestantischen Zeit die Kirchengüter eingezogen worden und wurden vom Herzog verwaltet. Auch in Weichering waren die Herzöge die "Collatoren", d.h. die güterrechtlichen Verwalter der Pfarrpfründe geworden. Das blieb nach Wiedereinführung der katholischen Lehre zunächst auch weiter so. Nur das "ius patronatus", das Recht, die Pfarrer vorzuschlagen, wurde wieder dem Collegium Georgianum in Ingolstadt übertragen. Der erste katholische Pfarrer 1616 allerdings wurde von diesem Colleg zusammen mit dem Abt von St. Emmeran in Regensburg präsentiert. Von 1618 bis 1656 wurden die nächsten sechs Pfarrer von der Universität Ingolstadt (genauer wohl vom Georgianum) präsentiert. Von 1656 bis 1682 übte dieses Recht der Herzog Philipp Wilhelm selbst aus. Von da an ging es wieder an das Georgianische Colleg in Ingolstadt über und wird heute noch vom Georgianischen Priesterseminar in München ausgeübt. Da das Colleg eine herzogliche und keine bischöfliche Stiftung war, so ging seit dem 19. Jahrhundert die Präsentation über den bayerischen König. Daraus erklärt sich auch die Stelle in den Pfarrakten, daß von Pfarrer Seel an die Präsentation durch den König erfolgt sei. Dies ist jedoch in dieser Form unrichtig. Heute, in der Zeit der Republik, übt wieder wie in früherer Zeit das Colleg sein altes Recht aus, die Weicheringer Pfarrer dem Bischof von Augsburg vorzuschlagen.
Die Kirchengüter wurden also zunächst noch wie in der protestantischen Zeit vom Herzog verwaltet und die Pfarrer daraus besoldet. Aber 1663 übergab der Herzog diese Verwaltung an die für sein Herzogtum zuständigen drei Bistümer Augsburg, Eichstätt und Regensburg. Auf einem Kongreß in Dillingen wurde durch die drei Ordinariate die gemeinsame Verwaltung bereits 1668 aufgehoben und die Pfarrer wieder in den Besitz aller vor dem Luthertum inne gehabten und noch nicht verloren gegangenen Einkünfte (die sog. Intraden) "pleno iure", d.h. mit voller Rechts- und Verfügungsgewalt eingesetzt. Damit war, soweit dies noch möglich war, der vorreformatorische vermögensrechtliche und einkunftsmäßige Zustand wiederhergestellt. In Weichering allerdings war diese volle Wiederherstellung nicht mehr möglich. Wie anderwärts, hatte auch hier zur Pfarrei ein sog. Widdumshof mit etwa 60 Tagwerk gehört. Dieser Hof war am 1. Februar 1556 zertrümmert und erbrechtlich verkauft worden, wofür jährlich 8 Schaff Getreide zu geben waren. So blieben auch für die Zukunft dem Pfarrer aus diesem ehemaligen Hof nur 8 Schaff Getreide (4 Schaff Korn und 4 Schaff Haber).
4. Alte Kirche - neue Kirche
Ob der Turm der alten, 1903 abgebrochenen Kirche noch aus der Zeit des romanischen oder bereits des gotischen Baustils stammte, können wir nicht mehr genau entscheiden.
Wenn uns aus dem 30-jährigen Krieg auch die Zerstörung der Kirche berichtet wird, so wurde sie zweifellos doch nicht vernichtet, sondern der Turm und die Umfassungsmauern blieben erhalten. Und noch während des Krieges haben die Bewohner ihre Kirche wenigstens notdürftig wieder in einen Zustand gebracht, der das Abhalten der Gottesdienste gestattete, da ja Weichering während des ganzen Krieges Pfarrer hatte. Aber sicherlich war es nur eine notdürftige Flick- und Ausbesserungsarbeit. Man ist wohl damals ähnlich zu Werk gegangen wie in unseren Tagen, indem man über dem erhaltenen Mauerwerk wieder ein Dach errichtete, zumal ja bei den ungeheuren Verwüstungen im Dorf jeder einzelne vollauf damit beschäftigt war, selbst wieder ein Dach über den eigenen Kopf zu bekommen. Im Innern wird die Kirche wohl mehr als dürftig ausgesehen haben. Alles das war nur provisorisch und nicht von langer Dauer. Darum wird auch bereits 1649 berichtet, daß die Kirche, besonders die Sakristei, sich in einem Zustand befände, daß der Einsturz zu besorgen sei. Aber auch jetzt geschah nur das Allernotwendigste. Denn noch 1675 wurde geklagt, daß das Kirchendach sehr schadhaft sei, so daß es in die Kirche regne und die Altäre und "Kirchen ornamenta" Schaden litten.
Erst 1725 unter Pfarrer Miller erfolgte Abhilfe. In einem Schreiben an den Kurfürsten heißt es, daß die Baufälligkeit sehr überhand genommen habe und man "den noch aufgerichteten Thurn-pau und Kirch-Tach-Stuhl, auch von innenher gemelts Gotteshaus zu reparieren" angefangen habe. Es wurde demnach auch diesmal nur wieder eine Reparatur vorgenommen und es stimmt nicht, wenn 1812 Pfarrer Rieger schreibt: "Vor etwas mehr als 100 Jahren wurden zum Kirchenbau ein paar Eichen (aus dem Heiligenholz) gefällt, vom damaligen Pfarrer Miller und vom Forstamt angewiesen. Aber es war keine Kirchenbehörde, welche baute, sondern der Pfarrer wars, der den ganzen Bau betrieb, theils ex propriis (=aus eigenen Mitteln) baute, theils Sammlungen veranstaltete; das Bauholz wurde größtenteils aus dem Forst Nieder-Arnbach gekauft." Aus all dem muss gefolgert werden, daß Pfarrer Miller nur recht bescheidene Mittel zur Verfügung standen. Daraus erklärt sich auch, daß die Kirche keinen soliden Bau darstellte, so daß sie bereits 150 Jahre später mit Ausnahme des alten Turmes, der imer noch sehr fest war, geradezu baufällig war. Denn schon am 10. März 1847 heißt es in einem Zustandsbericht: "Bei dieser Gelegenheit kann der Unterzeichnete nicht verbergen, daß infolge der großen Schneemassen und der heftigen Stürme die Baugebrechen der hiesigen Kirche Besuchenden mit jedem Tag mehr gefährdet wird."
Zu einem Neubau kam es damals aber immer noch nicht. Man begnügte sich mit Ausbesserungen, deren Kosten 1414 Gulden betrugen. Diese Kosten mußten nach einer Regierungsentscheidung von den Zehntinhabern (Pfarrer und Georgianisches Priesterseminar bzw. Universitätsadministration) getragen werden. Um einen Einsturz zu verhüten, wurden die Umfassungsmauern außen mit schrägen Balken abgestützt. In diesem wahrhaft jämmerlichen Zustand blieb die Kirche dann auch die ganzen nächsten Jahrzehnte.
Da jedoch unter solchen Umständen ein Kirchenneubau nicht mehr zu umgehen war, gründete Pfarrer Kaeufel 1894 einen Kirchenbauverein, um einen Grundstock für den Neubau anzusammeln. Ein neues technisches Gutachten über den baulichen Zustand der Kirche von 1898 ergab: "Die südliche Längswand des Schiffes ist nach innen durchgedrückt, die nördliche Längswand so stark nach außen, das der Einsturz zu befürchten ist. Die gefährlichsten Punkte bilden die Deckenbalken, denn dieselben liegen infolge starker Mauerausweitung nur noch 10 cm auf der nördlichen Außenmauer auf, einzelne Balken hängen nur noch an der Bretterung und Deckenverschalung. An allen Balken sind aber die Balkenköpfe derart verfault, daß der Absturz stündlich hätte erfolgen können." Durch verstärktes, schräges Abstützen der Nordwand und durch senkrechte Stützen unter den Deckenbalken im Innern der Kirche wurde für einen Augenblick die Gefahr gebannt. Eine Ausnahme von dieser allgemeinen Baufälligkeit machte auch jetzt noch der alte Turm, von dem es heißt, daß er sich "an und für sich in einem sehr guten Zustand" befinde.
Pfarrer Kaeufel setzte nun alles in Bewegung, um eine neue Kirche zu erbauen. Am 2. Mai 1898 schrieb er an einen Freund: "Meine Kirche treibt mich herum wie von einer Tarantel gestochen, finde keine Rast und keine Ruh und - keinen Ausweg wegen Mangel eines Bauplatzes". Zunächst bestanden zwei Projekte, die die Kirche unter Belassung des alten Turmes größer (420qm) wieder an der alten Stelle errichten wollten. Die Baukosten waren auf 36.000 Mark veranschlagt.
Da aber durch den kurz zuvor (1889) erfolgten Schulhausneubau die Raumverhältnisse noch beschränkter geworden waren, entschloß man sich schließlich nach einstimmiger Genehmigung durch die Kirchengemeindeversammlung zu einer völlig neuen Lösung. Die Kirche sollte an einem neuen Platz erbaut werden. Als Bauplatz wurden nunmehr die Grundstücke Hausnummer 48, Söldner Caspar Schmid, und Hausnummer 83, Söldnerwitwe Anna Maria Breindl, um 5.589,10 Mark käuflich erworben und abgebrochen. Die Baukosten für den Neubau wurden auf 64.000 Mark, die der Inneneinrichtung auf 12.000 Mark veranschlagt.
Bis zum eigentlichen Baubeginn waren jedoch noch eine ganze Anzahl von Vorarbeiten zu leisten. Der Entwurf und die Baupläne wurden von dem kgl. Bauamtmann Putz, Landbauamt Donauwörth, gefertigt, der auch später die Oberleitung hatte. Diese sahen einem Kirchenbau in neuromanischem Stil vor, der alles eher als bodenständig ist und daher nicht recht in die dörfliche Umgebung paßt, unbeschadet seiner gediegenen Ausführung.
Eine sehr wichtige Frage war die Finanzierung. Als Baupflichtige kamen der Reihe nach die Kirchenstiftung, die aber bei Baubeginn nur über 15.934,23 Mark verfügte, weiter die Universität München mit dem Georgianischen Priesterseminar und die Pfarrpfründe Weichering als alte Zehntinhaber und damit Baupflichtige, schließlich das Benefizium Lichtenau unter Congruenz der Gerstnerschen Erben und endlich in letzter Linie die Kirchengemeinde, die aber "schon durch den Schulhausneubau und Armenlasten ausgiebig in Anspruch genommen werden". Die Finanzierung wurde schließlich in Höhe von 50.000 Mark bei 50-jähriger Tilgung und 4% Verzinsung sichergestellt.
Eine Streitfrage ergab sich noch mit der Filialgemeinde Lichtenau wegen Leistung von Hand- und Spanndiensten. Diese weigerte sich, löste diese Leistungen aber dann mit 700 Mark in bar ab.
Endlich, am 15. Juni 1901, erfolgte in Anwesenheit des Bezirksamtmannes, einer Reihe von Geistlichen der Umgebung, der Kirchen- und Gemeindeverwaltung die feierliche Grundsteinlegung. Der Bau wurde von 1901 bis 1903 durchgeführt. Die Maurer- und Verputzarbeiten machte der Bauunternehmer Abe von Ingolstadt, die Zimmerer- und Schreinerarbeiten das Baugeschäft Langermeier in Ingolstadt, die Steinmetzarbeiten Göschel (Nürnberg), Widmann (Ingolstadt) und Bartl (Augsburg), die Schlosserarbeiten Berthold (Nürnberg), die Spengler- und Blitzableiterarbeiten Neumayr (Ingolstadt), die Glaserarbeiten Bockhorni (München), die Malerarbeiten Barth & Co. und Kunstmaler Hofstätter.
Der Kirchenneubau kam statt der veranschlagten insgesamt 76.000 Mark auf über 90.000 Mark, ohne die unentgeltlich geleisteten Hand- und Spanndienste. Anfang der 1940er Jahre wurde der letzte Rest der Kirchenbauschuld, wie sie sich aus der Aufwertung des Jahren 1925 ergeben hatte, heimbezahlt.
An dieser Stelle muss neben den beiden Pfarrern, die den Bau durchführten, Pfarrer Kaeufel und sein Nachfolger, Pfarrer Thuma, noch besonders eines edlen Spenders gedacht werden, des Reichsrates Freiherrn von Cramer-Klett, der den neuen Hochaltar für die Kirche stiftete.
Die Orgel wurde von der Orgelbaufirma Hindelang in Ebenhofen erbaut.
Am 18. Juli 1903 fand die feierliche Einweihung der neuen Pfarrkirche, die 35m lang und 12m breit ist, durch den Bischof von Augsburg, Dr. Maximilian von Lingg, statt. An ihr beteiligten sich die Geistlichkeit der ganzen Gegend, Beamte und Verwaltungsbehörde, geladene Gäste und die gesamte Einwohnerschaft. Sie wurde wie ihre Vorgängerin ebenfalls dem Hl. Vitus geweiht. Kirche und Dorf trugen aus diesem festlichen Anlass reichen Flaggenschmuck.
Nun blieb nur noch der Abbruch der alten, baufälligen Kirche, der alsbald durchgeführt wurde. An ihrer Stelle wurde eine Gedächtniskapelle, erbaut mit den Grabsteinen der in der alten Kirche beigesetzten Ortspfarrer nebst einigen anderen alten Grabmälern (1909). Die Decke dieser Kapelle schückt eine ehemaliges Altarblatt mit dem Weicheringer Schloß. In dieser Kapelle befindet sich eine treue Nachbildung in Holzplastik der Muttergottesstatue in der bekannten Wallfahrtskirche Mariazell in Österreich. Eine Authentica im Pfarrarchiv Weichering bestätigt die Echtheit dieser Nachahmung. Im Jahre 1912 wurde um diese Kapelle ein Kreuzweg nach Entwürfen von Professor Klein (München) errichtet, dessen an sich gute Darstellungen der Leidensgeschichte jedoch schon außerordentlich schadhaft sind.
Um den Blitzableiter auf der neuen Kirche hatte es lebhaften Meinugsstreit gegeben, da er von vielen für überflüssig gehalten wurde. Als ob sein Wert allen sichtbar vor Augen geführt werden sollte, schlug am 13. April 1909 der Blitz ein. Darüber berichtet das Neuburger Kollektaneenblatt on 1909, daß der Blitz in Gestalt einer großen, feurigen Kugel niedergesaust und im Erdboden verschwunden sei, ohne Schaden anzurichten. Der Blitzableiter sei dabei leicht beschädigt worden. Die umliegenden Häuser erzitterten wie bei einem Erdbeben und verschiedene Fensterscheiben seien durch den Luftdruck zersprungen.
Während des ersten Weltkrieges wurden wegen des großen Zinnmangels auch die Propektpfeifen der Orgel eingeschmolzen und 1920 durch neue ersetzt.
1921 wurde in der Kirche das elektrische Licht eingerichtet.
1931 erhielt die Kirche ein Kriegerdenkmal der im ersten Weltkrieg Gefallenen.
Am 27. April 1945 wurden durch die kopflose Sprengung der Luftwaffenmunitionsanstalt an der Kirche größere Schäden an Dach- und Fenstern verursacht.
1948 erhielt die Orgel ein elektrisches Gebläse.
5. Die Kirchenglocken
Zum ersten Mal hören wir 1599 von den Kirchenglocken. Die große Glocke war zerbrochen und die kleine ebenfalls schadhaft. 1600 wurde aus den beiden Glocken eine neue, 8 Ztr. schwere für 110 Gulden gegossen. Da jedoch ihr Klang nicht gefiel, mußte der Glockengießer sie auf seine Kosten umgießen. Damit aber Weichering auch in Zukunft Glocken hätte, schlug der Sachverständige der Regierung (der Heyling Verwalter) vor, daß von den 4 Glocken in Bergheim, von denen aber nur 3 geläutet würden, eine nach Weyheringen "verordnet" werden sollte, "damit sie am ehesten wieder zu einem rechten geleudt kommen möchte".
Nach einer Aufzeichnung in den "Historischen Notizen" sollten die Schweden im 30-jährigen Krieg eine Kirchenglocke weggeführt, aber sie bereits kaum eine halbviertel Stunde oberhalb Weichering in das Loch am Lochacker geworfen haben.
Dann hören wir nichts mehr von den Glocken bis 1874. Damals wurden drei neue Glocken angeschafft, die aus der Glockengießerei Eduard Becker in Ingolstadt stammten. Die große Glocke wog 776 kg und war dem Hl. Vitus geweiht, die zweite mit 450kg dem Hl. Joseph und die dritte mit 260kg der Mutter Gottes. Diese Glocken wurden 1903 auch in die neue Kirche übernommen. Dazu stiftete Pfarrer Kaeufel noch eine vierte (150kg), die der Hl. Kreszentia von Kaufbeuren geweiht wurde. Sie wurde vom Glockengießer Georg Bachmaier aus Ingolstadt aus Bronzematerial von einem Geschützrohr des Artilleriedepots Ingolstadt gegossen. Das Geläute ergab die Tonfolge F, A, C, D.
Im ersten Weltkrieg blieben die Glocken erhalten auf Grund eines Gutachtens der kgl. Akademie der Tonkunst in München wegen ihres schönen harmonischen Geläuts. Anders war es im zweiten Weltkrieg. Trotz Ersuchens und Einspruches mußten die drei große Glocken am 10. Juli 1942 abgeliefert werden. Da die Schalllöcher des Turmes zu klein waren, wurden die beiden großen Glocken im Turm zerschlagen. Später zersprang auch noch die übrig gebliebene vierte, so daß der Turm von nun an stumm in den Himmel ragte. Aber bereits kurz nach Kriegsende wurde der Gedanke gefaßt, aus dem vorhandenen Kriegsmaterial Kupfer und Zinn für neue Glocken zu beschaffen.
Im Januar 1946 gelang es dem aus Weichering stammenden Salesianerpater Steinherr über den Domkapellmeister Dr. Schrems in Regensburg das benötigte Material im doppelten Gewicht des abgelieferten zu erhalten. Es wurden nunmehr der Glockengießerei Karl Hamm in Regensburg für Weichering 5 und für Lichtenau 4 Glocken in Auftrag gegeben und eine Glocke nach Karlshuld geliefert. Da der erste Guß im November 1946 aus ungeklärter Ursache mißlang, fand im Januar 1947 ein neuer Guß statt. Bereits am 25. Januar wurden die neuen Glocken hierher und nach Lichtenau gebracht und am nächsten Tag, einem Sonntag, geweiht. Wenige Tage später erklang das neue, so lange entbehrte Geläute.
Da jedoch die vereinbarte Tonfolge nicht genau stimmte, sollten zwei Glocken durch neue ersetzt werden. Der neue Guß erfolgte am 15. Mai 1948. Am 3. Juni kamen die neuen Glocken im Austausch gegen Langenerling (Diözese Regensburg) die beiden anderen an. Bereits am nächsten Abend ertönte das neue Geläute. Die Tonprüfung fiel diesmal zur Zufriedenheit aus. Das Urteil des Glockenprüfers, des Domkapellmeisters Reiser aus Augsburg, lautete: "Das Plenum ergibt ein Gewoge von Haupt- und Nebentönen, das ebenso gesättigt ist von vollendeter Tonreinheit wie von vornehmer Klangpracht." Die Tonfolge ist D, F, G, A, C.
Die neuen Glocken sind:
- Die Christkönigsglocke (1520 kg) mit der Inschrift: Christus, König, Dir sei alle Ehre und Herrlichkeit.
- Die Vitusglocke (870 kg) mit der Inschrift: Hl. Vitus, Patron unserer Gemeinde, schütze und erhalte sie im christlichen Glauben. - Den Erbauern der Kirche, B. Kaeufel, Pfr. u. geistl. Rat, 1887 - 1901, J. Thuma, Pfarrer, 1901-1914.
- Die Marienglocke (620 kg) mit der Inschrift: Königin des heiligen Rosenkranzes, Dir sei geweiht unsere Gemeinde und unsere bayerische Heimat. - Den Wohltätern der Kirche, Freiherr von Cramer-Klett, H.H. Prof. Dr. Schrems, H.H.O. Steinherr X.
- Die Josefsglocke (360 kg) mit der Inschrift: O Herr, gedenke aller unserer lb. Verstorbenen, besonders der im Kriege 1914-1918 und 1939-1945 gefallenen Söhne unserer Gemeinde Weichering.
- Die Schutzengelglocke (220 kg) mit der Inschrift: Hl. Schutzengel mein, laß mich Dir empfohlen sein!
6. Kirchliche Stiftungen
Das Nachmittagsläuten
Dies ist eine uralte Stiftung, von der Genaues eigentlich nicht bekannt ist. In den Pfarrakten findet sich darüber lediglich folgender Eintrag:
"Zu dem Schloß in Weichering gehörte der sogenannte Branst, eine Waldung, und einer der Edelleute schenkte diese Waldung der Gemeinde mit der Bedingnis, daß von Georgi bis Michaeli um 4 Uhr abends und von Michaeli bis Georgi um 3 Uhr nachmittags mit zwei Glocken nacheinander geläutet und die Dorfbewohner verpflichtet seien, während des Läutens ein Vaterunser, Ave Maria und Herr gib den Verstorbenen die ewige Ruhe für die verstorbene Familie des Edelmannes zu beten."
Diese Stiftung hat sich bis heute erhalten. Der Wald gehört der Gemeinde und das Läuten erfolgt heute noch in der angeordneten Weise, nur das Beten ist inzwischen in Vergessenheit geraten.
Die Rosenkranzbruderschaft
Die Rosenkranzbruderschaften entstanden in den Türkenkriegen, als das christliche Abendland, besonders Deutschland, vom Osten her durch die mohammedanischen Türken aufs schwerste bedroht war. Zu ihrer Einführung in Weichering wurde 1676 die bischöfliche Einwilligung erteilt. Über die Brudershaft schreibt Pfarrer Rieger 1804: "In der Pfarrei sind alle von 12 oder 13 Jahren darin. Seit einigen Jahren hat man pfarrerseits zur Bedingung der Aufnahme gesetzt, daß der Aufzunehmende lesen und schreiben kann. Um auch auf dieser Seite die Leute an den Unterricht zu binden ... Einen Senat von 15 Männern hat sie zwar, aber seitdem die Bruderschaftsstäbe nicht mehr herumgetragen werden, hat auch dieser Senat kein Geschäft mehr. Die Figuren und Genien sind schon seit 10 Jahren entfernt, ebenso die Bruderschaftskutten."
7. Der Friedhof
Wie überall, so lag auch in Weichering der Friedhof um die alte Kirche, und einige Grabsteine in der alten Mauer erinnern heute noch an ihn. Doch war dieser Friedhof außerordentlich beschränkt und die Umtriebszeit bei der großen Sterblichkeit früher sehr kurz. Als dann in der zweiten Hälfte des vorherigen Jahrhunderts das Dorf zu wachsen begann, war eine Vergrößerung und damit eine Verlegung unvermeidlich geworden. Im Jahre 1882 wurde dann als gemeindliche Einrichtung der neue Friedhof errichtet. Da aber bei der heutigen Bevölkerungszahl auch dieser Friedhof bald nicht mehr ausreicht, wurde bereits durch Grundstückskauf eine spätere Erweiterung sichergestellt.
8. Besitz- und Rechtsverhältnisse der Kirche und Pfarrei
Pfarrei und Kirchenstiftungsbesitz
Aus einer "Beschreibung der zur Pfarrey Weichering gehörigen Realitäten" aus dem Jahre 1812, die wieder auf ältere Unterlagen zurückgeht, ergibt sich folgender Besitz:
Für die Pfarrei: | |
Pfarrhaus mit Nebengebäude und Garten, 1779 erbaut, im Wertanschlag von | 1690 Gulden |
Für die Pfarrpfründe: | |
21 1/8 Tagwerk Wiesen und 22 1/2 Tagwerk größenteils öder Holzgrund (Heiligenholz) im Wertanschlag von | 765 Gulden |
Für die Kirchenstiftung: | |
4 Jauchert Ackerland im Wertanschlag von | 345 Gulden |
3 Tagwerk Mooswiesen (Heiligenwiesen) im Wertanschlag von | 30 Gulden |
Diese Besitzverhältnisse erfuhren inzwischen mancherlei Änderungen durch Verkauf infolge "weiter Entfernung und Unrentabilität" und durch Ankauf neuer Grundstücke für den Erlös der Verkauften.
Die Pfarrbesoldung in früherer Zeit
Diese setzte sich aus einer ganzen Anzahl von Reichnissen zusammen. Sie bestand:
- im Nutzgenuß der Pfarrei- und Kirchenstiftungsgründe
- im halben Großzehnt mit einem Jahresdurchschnitt von 23 Schaff Korn, 8 2/9 Schaff Haber, 22 2/9 Schaff Gerste
- im Kleinzehnt oder Schmalzehnt mit einem Jahresdurchschnittswert von 20 Gulden
- im Obstzehnt
- im Blutzehnt von Kühen, Schweinen, Lämmern, Gänsen, Hennen, Enten
- in der Pfarrerwiddumsgilt im Wert von 4 Schaff Korn und 4 Schaff Haber Neuburger Messung, die von den Widenbauern für das 1556 erbrechtlich verkaufte Widdumsgut zu entrichten waren
- in der Körnergilt aus Gärten und Häusern mit 10 Metzen von verschiedenen Bauern
- im Geländeäckerzins von 7 Bauern aus den Geländeäckern im Wert von 1 Gulden 15 Kreuzern
- im Zins aus Äckern, Häusern und Kapitalien in Höhe von 5 Gulden 50 Kreuzern; ferner hatte jeder Bauer jährlich einen Laib Brot und jeder Söldner einen Kreuzer zu geben
- im Kinderlehrgeld
- in Leistungen der Gemeinde: Dem Pfarrer stehen zu 2 Teile Laubstreu und freier Austrieb des Viehs (1 Pferd, 1 Kuh, 1 Ochs, 3 Stück Jungvieh, 1 Schwein) und die Eichelgilt nach Bedarf. Ferner bekommt er die "Kösten" eines Stipediums zu einem Amt für die Verstorbenen der Gemeinde in der Seelenwoche und die "Kösten" eines Stipendiums für ein Amt am Wendelinusfest
- in 15 Klafter 8 Schilling Holz aus dem Heiligenholz
Dazu kamen noch einzelne Fuhrleistungen verschiedener Bauern (z.B. Heueinfahren), wofür der Pfarrer pro Fuhre 2 Kreuzer zu vergüten hatte.
Es ist nur zu natürlich, daß eine solche Vielfalt von Reichnissen zu manchen Schwierigkeiten und sogar Rechtsstreiten führte. Vor allem waren es die Widenbauern, die sich immer wieder als säumige und unwillige Zahler erwiesen und über die daher häufig Klage geführt wird. Manche allerdings waren offenbar in wenig guten Verhältnissen, so daß ihnen ihre Schuldigkeit nachgelassen wurde, andere wieder spekulierten ganz unzweifelhaft auf das gute Herz ihres Pfarrers und nur von einem Teil lesen wir, daß er seinen Schuldigkeiten regelmäßig nachkam.
Es mußte daher für beide Teile wie eine Erlösung wirken, als schließlich mit Gesetz vom 4. Juni 1848 die Umwandlung und Ablösung all dieser Grundlasten angeordnet wurde. Aber auch das ging nicht ohne Reibungen ab und wiederholt mußte die Regierung entscheidend eingreifen, nachdem oft jahrelange Verhandlungen und Auseinandersetzungen nutz- und fruchtlos stattgefunden hatten. Allerdings waren diese Fragen vielfach auch recht verwickelt. Es wurde dabei so vorgegangen, daß die ganzen Naturalleistungen nach einem langjährigen Durchschnitt auf ein festes Maß gebracht und dann in einen Geldwert festgesetzt wurden.
Die ersten Auseinandersetzungen ergab sich mit der Universitätsadministration in Ingolstadt als Vertreterin des Georgianischen Kollegs, der Inhaberin des halben Zehnt. Denn ein Teil der Weicheringer Zehntschuldner verweigerte die Anerkenntnis der Ablösungsquote, so daß schließlich die Regierung die Ablösung anordnen mußte.
Noch schwieriger gestaltete sich die Umwandlung des dem Pfarrer zustehenden Zehnt, da hier die Rechtsverhältnisse besonders schwierig waren. So stand auf Brucker Flur an den Stockwiesen der halbe Großzehnt dem Hofkastenamt Neuburg, dem späteren Rentamt, die 2. Hälfte dem Pfarrer in Weichering zu, ebenso im Hagfeld mit 111 Tagwerk (früher zu Weichering und seit 1625 zu Rohrenfeld gehörig). Diese beiden Zehnten wurden mit ihren Hälfteanteilen auf 93 Gulden festgesetzt.
Die dem Pfarrer zehntpflichtige Flur umfaßte weiter:
in der Gemeinde Weichering | 865 Tgw. 25 Dez. |
---|---|
in der Gemeinde Lichtenau | 53 Tgw. 94 Dez. |
in der Gemeinde Hagau | 38 Tgw. 67 Dez. |
Zusammen | 957 Tgw. 86 Dez. |
Davon stand dem Pfarrer der halbe Großzehnt zu. Mit Lichtenau und Hagau kam es zu einer gütlichen Einigung. Schwierigkeiten ergaben sich dagegen in Weichering. Nach langem Prozessieren wurde aber schließlich auch von den Weicheringern der Vorschlag angenommen und das Zehntfixum pro Tagwerk auf 34 Kreuzer Bodenzins bestimmt. Mit Entschließung der Regierung vom 21.08.1853 wurde der "Groß-, Heu- und Keinzehnt" der Pfarrei Weichering in den Ortschaften Bruck, Lichtenau, Hagau und Weichering auf den Gesamtbetrag von 1120 Gulden 10 Kreuzer 4 Heller festgesetzt.
Im Jahre 1851 hatte noch eine andere Zehntregelung stattgefunden. Lichtenau war mit 641 Tagwerk 87 Dezimal noch zehntpflichtig, und zwar ein Drittel der Pfarrei Weichering, ein Drittel dem Benefizium Lichtenau und ein Drittel den Gerstnerschen Erben in Ingolstadt als Rechtsnachfolger der Frau Franziska Gräfin, verwitwete Stadtschreiberin in Ingolstadt. Dieser Drittelzehnt wurde für die Pfarrei Weichering auf 277 Gulden, 54 Kreuzer, 1 Heller fixiert.
So war schließlich nach jahrelangem Kampf die schwierige Frage entschieden und das mittelalterliche Zehnt- und Naturalsystem abgelöst und der neuen Zeit angepaßt.
Das Zehntverhältnis war aber für Pfarrei und Georgianisches Kolleg nicht bloß eine Einkommensquelle gewesen, sondern belastete die Decimatoren zugleich mit der Baufpflicht an der Kirche und Pfarrhaus. Diese Verpflichtung war mit der Zehntwegfertigung nicht erloschen, da die früheren Zehntinhaber ja durch eine für sie wieder verzinsliche Kapitalabfindung auch nach der Ablösung aus den Zinsen eine laufende Einnahme hatten. Da diese Baupflicht mit dem Zehnt in unmittelbarem Zusammenhang steht, soll auf sie an dieser Stelle noch kurz eingegangen werden. Wie wir bereits an anderer Stelle gehört haben, hatten die Decimatoren die Baulast an der Kirche und Pfarrhaus bei Neubau und Hauptreparaturen, wenn die Kirchenstiftung dazu nicht in der Lage war.
Diese Baulast führte nun zu immer wiederkehrenden Streitigkeiten, da die Pflichtigen sich ihr nach Möglichkeit zu entziehen suchten. So mußte in einer Streitsache des Pfarrers Freiherr von Staade im Zusammenhang mit dem 1779 erbauten Pfarrhause das bischöfliche Vikariat Augsburg am 23. August 1780 entscheiden, daß das Collegium Georgianum in Ingolstadt als Inhaberin des halben Großzehnt zu Weichering an den Pfarrhofgebäuden zu "concurrieren", d.h. an den Kosten mitzutragen habe. Die gleiche Entscheidung erging gegen Franziska Gräfin, verwitwete Stadtschreiberin zu Ingolstadt, als Inhaberin des Ein-Drittel-Großzehnt von Lichtenau.
Besonders heftigen Streit brachten dann die Jahre 1842/44 und 1845-1851 wegen der Baupflicht wieder am Pfarrhaus. Auch in diesen Fällen bedurfte es behördlicher Entscheidung, bis die Pflichtigen ihren Zahlungen nachkamen. Besondere Schwierigkeiten entstanden gewöhnlich in der Frage der Hauptreparaturen. Hier suchten die Decimatoren meist die Schuld dem jeweiligen Pfarrer zuzuschieben, indem sie den Vorwurf erhoben, daß mit den Reparaturen so lange gewartet worden sei, so daß aus den anfänglich geringen Schäden Hauptreparaturen geworden seien, zu deren Behebung sie nun beitragen sollten.
Auch beim neuen Kirchenbau gab es wegen der Baulast noch Auseinandersetzungen wegen der Baufplichtanteile. Diese wurde dann schließlich auch der Anlaß, diese Bauverpflichtungen abzulösen. Dies wurde dann auch in den Jahren 1908 und 1910 durchgeführt. Damit war schließlich auch der letzte Rest und die letzte Erinnerung an die alten Zehntverhältnise beseitigt.
9. Die katholischen Pfarrer von 1617 bis heute
1617 | Jakob Greiner aus Burgau. |
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1618 | Sebastian Kratz (oder Krazer), der von hier als Pfarrer nach Baar kam. |
1620 | Sylvester Baader. Er war zuvor Pfarrer in Ebenhausen und Reichertshofen. |
1630 | Andreas Greßer. 1633 wird er als Pfarrer in Zell genannt; er ging wohl 1632 dahin. |
1632 | Hans Faber. |
1638 | Alexander Hauf. Mit ihm beginnen die Weicheringer Matrikelbücher. Er war voher in Zuchering. |
1648 | Pantaleon Bogner, zugleich Pfarrer in Zell und Zuchering. Diese Besetzung der drei Pfarreien durch einen Geistlichen spiegelt die ganze Not des 30-jährigen Krieges wieder: Mangel an Priestern, Zusammenschrumpfen der Bevölkerung, so daß ein einziger Geistlicher das ganze Gebiet von Zell bis Zuchering samt den Filialen Bruck, Rohrenfeld, Lichtenau, Hagau und die Schwaigen betreuen konnte. |
1651 | Adam Schalle. |
1652 | 26.3. Melchior Herbst aus Neuburg. Er kam als Pfarrer nach Bergheim und 1662 zum zweiten Male hierher. |
1656 | 18.12. Leonhard Mittelmeier. |
1660 | 23.11. Johann König aus Ingolstadt. Auch er war zugleich Pfarrer in Zuchering. |
1662 | Melchior Herbst, zum zweiten Male in Weichering. |
1667 | 10.08. A. Franz Magg. Er kam von hier als Pfarrer nach Lechsend. 1677 wird er zu Oberstimm genannt. |
1675 | 12.03. Philipp Jakob Pfister. Er kam nach Burglengenfeld (Oberpfalz), 1698 nach Rennertshofen und von dort nach Monheim, wo er Dekan wurde und 1722 starb. |
1683 | Johann Schabenberger, Magister von Ingolstadt. Er war also Gelehrter und gehörte der Universität an. |
1687 | 13.08. Lorenz Permayr. |
1692 | M. Georg Miller. Er war 34 Jahre in Weichering, erbaute die 1903 abgebrochene Kirche, starb hier mit 78 Jahren am 29. März 1727 und liegt hier begraben. Sein sehr feines, in Solnhofener Schiefer geätztes Grabdenkmal ist erhalten. |
1727 | Urban Beatus von Chlingensberg (nicht Schlingensberg). Er war 1699 in Ingolstadt geboren und starb 1766 zu Ried bei Schärding. Fünf seiner Brüder waren Pfarrer. |
1731 | Franz Anton Kiermayr aus Ingolstadt, vorher 7 Jahre als Pfarrer in Oberstimm. Er war ebenfalls Gelehrter, wurder später Regens des Georgianums und stab als Benefiziat in Schrobenhausen. |
1746 | Christian Anton Kreislmayr, geb. am 01.03.1708 in Oberstimm. Er war ebenfalls Gelehrter, Dr. der Theologiem Kurfürstlich Pfälzischer und Bischöflich Augsburger Rat. Er war 27 Jahre hier und starb am 27.05.1773. Er lag in der alten Kirche begraben, sein Grabmal ist noch vorhanden. |
1773 | Franz Xaver Ficht aus Neuburg. Er starb mit 33 Jahren bereits am 20.10.1774 in Weichering. Sein Grabmal ist vorhanden. |
1774 | Andreas Michael Enselein, vorher Beichtvater bei den Ursulinerinnen in Neuburg. Er war Kurfürstlich Trierer und Bischöflich Augsburger Rat und Lizenziat der Theologie. Er starb mit 50 Jahren am 11.06.1977 und wurde in der Kirche beigesetzt. Sein Grabmal ist erhalten. |
1777 | Franz Xaver Lorenz Freiherr von Staader, Dr. der Theologie und Geistlicher Rat. Unter ihm wurde 1779 das Pfarrhaus erbaut. Er ging von hier nach Landshut. Der Vater war Landvogt der Fürsten Oettingen. |
1792 | Franz Xaver Stickl aus Ingolstadt, bekannt als homiletischer Schriftsteller. Er gab 1799 die Pfarrei auf und wurde Beichtvater im Frauenkloster Indersdorf. Er hatte seine Eltern bei sich, die hier starben. |
1799 | Eustachius Rieger aus Gundelfingen. Er war vorher Kaplan in Gundelfingen, 1793 bereits als Kaplan in Weichering, dann Cooperator bei St. Peter in Neuburg. Am 27.10.1828 verließ er die Pfarrei, da er als Domkapitular nach Augsburg berufen worden war. Dort starb er 1847. Er war ein Freund des bekannten Pädagogen und Regensburger Bischofs Sailer. In Weichering war er zugleich Distriktsschulinspektor und überhaupt ein außerordentlich rühriger Mann. |
1828 | Franz Xaver Seraphim Seel aus Neuburg, der bereits 1823 als Kaplan hier gewesen war. Am 25.07.1842 ging er nach Monheim, wo er Dekan war. Er starb als Stadtpfarrer und Geistlicher Rat in Neumarkt (Oberpfalz). |
1842 | Franz Joseph Fink von Dornstadt im Ries. 1845 ging er nach Dillishausen bei Buchloe und 1848 als Benefiziat nach Edelstetten. |
1845 | Christian Walter von Oettingen, geboren 1810, vorher in Lechsend und Griesbeckerzell. Er wurde Dekan des Landkapitels Neuburg, starb 1872 und war der letzte Pfarrer, der in der alten Kirche beigesetzt wurde. Auch sein Grabmal ist vorhanden. |
1873 | Ulrich Mack, geb. am 03.06.1835 in Unterbrechingen, vorher Expositus in Schwabeck und Kurat in Kausheim. |
1882 | Cosmas Damian Jakob, geb. am 23.09.1817. Er war vorher Pfarrer in Illdorf, Unterbernbach und Trauchgau. Er starb hier mit über 69 Jahren und liegt auf dem neuen Friedhof begraben. |
1887 | Bernhard Kaeufel, geb. am 30.03.1840 in Haunstetten. Er war vorher Kaplan in Altusried, St. Moritz in Augsburg, Pfarrvikar und Pfarrer in Griesbeckerzell und in Obergriesbach. 1883 wurder er Kämmerer des Landkapitels Friedberg. Am 27.04.1887 kam er nach Weichering, war Distriktsschulinspektor und Geistlicher Rat. Von 1896 bis 1905 gehört er dem bayer. Landtag an. 1901 wurde er Domkapitular in Augsburg, wo er 1911 starb. Sein großes Verdienst in der Pfarrei war die Vorbereitung und der Beginn des neuen Kirchenbaues. |
1901 | Johann Bonaventura Thuma. Er war vorher Pfarrer in Karlskron und seit 01.11.1901 hier. |
1914 | Er vollendete den Kirchenneubau und starb am 24.06.1914 in St. Gallen (Schweiz). Erbauer der Antoniuskapelle. |